„Eine Ansprechpartnerin im Alltag zu haben, kann so erleichternd sein!“

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6/7: Für unsere BRISE-Serie haben wir mit der Familienhebamme Sabine Ballenberger über Großmütter, Spielecken und Alltagssituationen gesprochen – und darüber, wie wichtig Bilderbücher für Babys sein können.

Wir treffen uns mit Sabine Ballenberger, Familienhebamme bei „ProKind“. Das Hausbesuchsprogramm „ProKind“ vom DRK Kreisverband Bremen e.V. unterstützt Familien in besonderen Lebenslagen. Seit mehreren Jahren gibt es eine Zusammenarbeit mit der Forschungsinitiative BRISE. So begleiten die Familien-Hebammen von „ProKind“ auch die Familien, die an BRISE teilnehmen.

Sabine Ballenberger hat bislang fünf BRISE-Familien auf ihrem Weg begleitet und unterstützt, damit sie einen bestmöglichen Rahmen für sich und die Entwicklung ihrer Kinder herstellen können. Wir haben schon von BRISE-Familien gehört, wie positiv sich die Teilnahme auf die Familien auswirken kann und wie groß der Einfluss der Eltern auf die Entwicklung ihres Kindes sein kann.

Die BRISE-Familien, die wir interviewt haben, haben sich u.a. sehr begeistert über die Begleitung der Familienhebamme geäußert. Das war für uns der Grund, noch einmal bei Ihnen nachzuhaken.

Wie lange sind Sie schon Familienhebamme

„Seit fast 30 Jahren bin ich Hebamme. Die meiste Zeit habe ich freiberuflich als Hebamme gearbeitet. Vor fünf Jahren suchte ich mir eine neue berufliche Herausforderung und arbeite seitdem auch als Familienhebamme.“

Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?

„Eigentlich bin ich zu meinem Beruf Hebamme über meine Großmütter gekommen. Ich lebte als Kind mit meiner Familie im ländlichen Bereich und meine Großmütter sind damals bei den Geburten „eingesprungen“, wenn keine Hebamme zur Verfügung stand. Das hat mich scheinbar nachhaltig beeindruckt.“

Können Sie uns ein paar Beispiele oder typische Situationen nennen, bei denen Eltern mit Ihrer Begleitung etwas im Familienalltag anders oder besser machen wollten?

„Mir fallen da verschiedene Situationen ein und ich nenne mal vier gute Beispiele:


1)     Auf dem Boden spielen

Ein Klassiker: Ich gesell mich bei meinen Familienbesuchen immer gerne auf Augenhöhe der Kinder. Umso mehr freue ich mich, wenn Mütter von sich aus den (Augen- u. Boden-) Kontakt zu ihren Kindern suchen, – was vielleicht vorher so nicht üblich war, dieses „Mit-dem-Kind-sein“.

2)     Spielecke einrichten

Dann erlebe ich Situationen, in denen die Mütter beispielsweise ihrem Kind einen eigenen Platz im Wohnzimmer zum Spielen einrichten. Wenn ich zu Besuch komme, ist es schön zu merken, dass dem Kind angemessene Anreize zur Verfügung stehen und Wert auf ein nützliches, kindgerechtes Umfeld gelegt wird.

3)     Babymassage kennenlernen und ausprobieren

Ein weiteres Beispiel ist auch die Babymassage. Wenn mir Mütter erzählen, dass sie ihr Baby regelmäßig massieren, nachdem wir das mal zusammen ausprobiert haben. Der Körperkontakt über eine Babymassage hat ganz deutlich positive Auswirkungen auf die geistige und motorische Entwicklung, – schön, wenn das von den Eltern aufgegriffen wird.

4)     Bilderbücher angucken und vorlesen

Und wen wundert´s, wenn ich das Beispiel „Angucken und Vorlesen von Bilderbüchern“ nenne. Das ist häufig zu merken, dass Mütter anfangen, ihren Kindern regelmäßig vorzulesen. Eltern übernehmen die Haltung, dass das Vorlesen nicht nur zu einem größeren Wortschatz ihrer Kinder beiträgt, sondern sich dadurch auch die sozialen und emotionalen Fähigkeiten gut entwickeln. Wenn das Kind beim Vorlesen auf dem Schoß der Mutter sitzt, ist der enge Körperkontakt zusätzlich ein nützlicher Beitrag für eine gute Bindung und Beziehung.“

Auf welche Weise stärkt Ihre Begleitung die Familien?

„Ich denke, der Aufbau einer engen vertrauensvollen Beziehung trägt zur Stärkung bei. Zu wissen, dass einem eine Ansprechperson bei Fragen und Problemen zur Seite steht, festigt die Elternrolle.

Eine Ansprechpartnerin im Alltag zu haben, kann so erleichternd sein. Nicht nur in Krisensituationen, auch in alltäglichen Dingen, wie z.B. die Begleitung im Umgang mit Behörden und Bürokratie. Wir sind als Familienhebammen sehr gut vernetzt und bieten dadurch eine oftmals sehr nützliche Wegweiserfunktion.“

Was mögen Sie an Ihrer Arbeit am liebsten?

„Was ich als Familienhebamme am meisten zu schätzen weiß ist die Zeit, die ich für die Familien haben. Das war für mich als freiberufliche Hebamme so nicht möglich.

Ich kann mich viel mehr auf die Bedürfnisse der Familien einstellen, das ist ein ganz anderes Arbeiten. Denn ich kann Veränderungen mit auf den Weg bringen, die die Familiensituation erleichtern. Und über die lange Zeit der Familienbegleitung darf ich mitbekommen, wie sich die Kinder in den ersten zwei Jahren entwickeln, das ist toll!“


Sabine Ballenberger ist Familienhebamme bei Pro Kind, einem Hausbesuchsprogramm vom DRK Kreisverband Bremen e.V. Seit 30 Jahren arbeitet sie als Hebamme und begleitet seit fünf Jahren BRISE-Familien auf ihrem Weg.