„Eltern bekommen ja schließlich keine Gebrauchsanweisung für ihr Kind!“

5/7: In unserer BRISE-Serie treffen wir eine andere Familie, die bei BRISE mitmacht. Sie lebt in Tenever und wir sind neugierig, was sie uns über ihre Erfahrungen berichten.

Wir treffen in Tenever Keanu* (fast 3), seine kleine Schwester Ella* (3 Monate) und ihre Mutter Denise* (21). Gemeinsam mit Denise Mutter warten die drei schon auf uns. In der Wohnung ist es schön hell, die Sonne scheint in alle Gesichter. Keanu isst gerade noch, es ist Mittagszeit. Katja* begleitet ihre Tochter im Alltag und auf dem BRISE-Weg.

* Namen von der Redaktion geändert

Wie sind Sie auf BRISE aufmerksam geworden?

„Durch die Familienhebamme von Pro Kind, die uns regelmäßig im ersten Jahr nach Keanus Geburt besucht hat. Sie hat uns BRISE empfohlen und wir fanden das Ganze ziemlich interessant. Die Kinder stehen im Fokus – das fanden wir gut und haben gedacht: Da machen wir mit!“

Wie erklären Sie anderen Eltern, was BRISE ist?

„Hmmm, das ist schwierig. Ich sage immer, dass das eine Studie der Universität Bremen ist, bei der geguckt wird, wie die Kinder in welchem Alter entwickelt sind, also auf welchem Entwicklungsstand das Kind ist. Da gibt es dann Untersuchungen und Befragungen, die alle drei, vier Monate stattfinden.

Thorsten Macha ist Familienbegleiter bei BRISE und begleitet uns. Er macht die Befragungen und wertet die Fragebögen dann aus.  Die Fragen lauten u.a. „Wie entwickelt sich das Kind?“, „Wie ist die neue Situation mit Kind?“, „Wie sieht die Tagesstruktur aus?“, „Gibt es Momente, in denen die Mutter überfordert ist?“. Herrn Macha kennen wir jetzt schon richtig lange.“

Reden Sie mit anderen über BRISE, wenn ja worüber?

„Ja, wenn wir sagen, wir haben einen BRISE-Termin, und jemand dann fragt, was das ist und was man da macht, erzählen wir davon. Wir haben auch schon zwei Mütter zu BRISE gebracht. Wir selbst sind über BRISE zum Programm „Opstapje“ weitergeleitet worden. Dort machen wir jetzt auch mit. Und auch bei weiteren Aktionen werden wir bestimmt gerne teilnehmen.“

Gibt es eine BRISE-Erfahrung, an die Sie sich auch in drei Jahren noch erinnern?

„Ja, ich denke schon: Zum einen das EEG. Keanu mochte das anfangs gar nicht, aber die Leute von der Universität und Herr Macha, haben sich so viel Mühe mit dem kleinen Kerl gegeben und ein so tolles Verhältnis zu ihm aufgebaut, dass der Kleine das am Ende super mitgemacht hat. Zum anderen auch das tolle Miteinander der Beschäftigten untereinander und mit uns, den Familien! Es gab ein super tolles Verhältnis zum Team und mit Herrn Macha. Außerdem gab es wirklich gute Gespräche mit Herrn Macha.“

Noch etwas?

„Wir werden begleitet – und das ist das Tolle. Zum Beispiel spricht Keanu für sein Alter noch nicht so gut und sehr wenig. Dann habe ich mit Herrn Macha vor zwei Wochen einen Termin gemacht und wir haben mit ihm darüber gesprochen. Und jetzt haben wir für ihn eine Frühförderung beantragt. Und ab Dezember bekommt er nun eine Frühförderung. Das war wirklich gut!“

Was würden die Kinder über BRISE sagen, wenn sie das ausdrücken könnten?

„Weil wir das positiv sehen, würden die beiden das bestimmt auch positiv sehen. Aber so genau…ich hab‘ keine Ahnung.“ Sie lacht

Wie würden Sie einen BRISE-Termin beschreiben?

„Der BRISE-Termin ist ein richtiges Ereignis. Es wird alles organisiert, die Taxifahrt zur Universität und zurück, wir werden dort im Empfang genommen, gefragt, ob wir was essen oder trinken möchte. Es gibt ein Spielzimmer für die Kinder, was wir total toll finden. Den Kindern wird dort überhaupt nicht langweilig – und Keanu ist ein echter Wirbelwind, für den war das genau richtig.“

Ella mach ja inzwischen auch bei BRISE mit. Gab es Unterschiede bei den Kindern?

„Ja, wir merken jetzt die Unterschiede zwischen den beiden. Ella hat sich zum Beispiel schon viel früher gedreht, Keanu sehr spät. Und Denise als Mutter hat jetzt beim zweiten Kind schon viel mehr Erfahrung.“

Gibt es Dinge, die man durch die Erfahrung mit BRISE bei den Kindern anders macht als ohne diese Erfahrung?

„Ja, ich denke schon. Allein die Tipps, die man dort bekommt sind wertvoll. Über den Fragebogen erfährt man, was die Kinder in einem bestimmten Alter können sollten oder müssten. Man legt den Schwerpunkt einfach anders. Wenn man unerfahren ist, gerade mit dem ersten Kind, bietet das eine wichtige Orientierung. Der Blick auf die Kinder verändert sich einfach durch die BRISE-Teilnahme.“

Verändert sich was am Verhalten?

„Dass Babys mit ungefähr sechs Monaten sitzen und mit acht Monaten mit dem Krabbeln anfangen… wir hätten vielleicht einfach abgewartet. Aber durch BRISE wussten wir viel mehr und haben ihn mehr gefördert, zum Beispiel öfter auf den Fußboden gelegt und ihm mehr vorgemacht – und das hat auf jeden Fall was gebracht. Man wird selber mehr zum Vorbild oder Modell für das Kind.“

Welche Teile von BRISE gefallen Ihnen am besten – und welche eher nicht?

„Den persönlichen Kontakt – der war besonders toll! Und ganz ehrlich, ich könnte nichts Negatives über BRISE sagen! Es gibt immer eine Ansprechperson. Und wenn es irgendein Problem gibt, können wir dort anrufen und fragen, ob es etwas gibt, was uns in der Situation unterstützen könnte.

Keanu ist ja sehr aktiv, und Herr Macha hat uns dann Eltern-Kind-Turnen und die Angebote im OTe-Zentrum empfohlen, das war klasse. Auch dass Eltern, zum Beispiel bei einer Erziehungsberatung, gute Tipps bekommen können, wenn das Kind, wie Keanu, besonders aktiv ist oder ein „Nein“ schlecht akzeptieren kann.“

Würden Sie anderen Eltern oder schwangeren Freundinnen BRISE weiterempfehlen?

„Auf jeden Fall! Wir sind begeistert und können so viel für die Entwicklung mitbekommen, wie jetzt gerade über das Programm „Opstapje“. Eltern tut eine solche Begleitung gut, erst recht, wenn man zum ersten Mal Mutter oder Vater wird. Man ist für jeden Tipp dankbar. Schließlich gibt es ja keine Gebrauchsanweisung für ein Kind!“


Denise* und ihre beiden Kinder nehmen in Tenever an BRISE teil. Großmutter Katja* ist oft dabei, wenn BRISE-Termine für die Familie anstehen. (* Name von der Redaktion geändert)