„Ich will das selbst machen!“ | 10 gute Ideen für Eltern mit Kindern, die nicht gerne kooperieren

© SOS-Kinderdorf Bremen

Themen wie „Nein sagen“ und „Grenzen setzen“ stehen in der Eltern-Kind-Gruppe im Stadtteil- und Familienzentrum KiDoZ  fast immer auf der Tagesordnung. Bei den Treffen in der Bremer Neustadt geht es in erster Linie um den Austausch untereinander sowie um Spiel- und Bewegungsanregungen.

Doch Ulrike Glingener, Diplom-Sozialpädagogin im SOS-Kinderdorf Bremen, erlebt es häufig, dass Mütter und Väter fragen, wie sie mit ihren Kindern am besten umgehen. Die Pädagogin weiß, dass Kinder im Alter zwischen 1,5 und 3,5 Jahren ungern kooperieren, weil sie alles selbst tun oder bestimmen möchten.

Sie hat 10 gute Tipps und Ideen für Eltern, die in solchen Situationen nicht weiterwissen:

1) Erwische Dein Kind, wenn es brav ist.

Kinder machen manchmal Blödsinn, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Du kannst dem vorbeugen, indem du dein Kind anschaust und mit ihm sprichst, während es sich beschäftigt.

Du darfst auch loben, z. B. „Ich freue mich, dass du so was Schönes mit den Bausteinen baust“ oder: „Ich freue mich, dass ihr so freundlich  zu einander seid.“

2) Halte dein Versprechen

Möchtest Du etwas in Ruhe tun ohne Störung, spiel vorher eine Weile ungestört mit Deinem Kind, dann fällt das Warten leichter. Wenn Dein Kind warten muss, versprich ihm, später zusammen zu spielen und halte Dein Versprechen. Frage dein Kind, was es so lange tun möchte und habe ein Buch/Spielzeug dabei.

3) Kündige an, was ansteht

Kündige an, was in Kürze oder im Tagesverlauf passieren soll. Hier sind Beispiele für verschiedene Alltagssituationen:

  • „Gleich ist das Frühstück fertig, spiel zu Ende und komm in die Küche.“
  • „Wir gehen gleich Oma besuchen, ich ziehe mich schon an, danach ziehe ich dich an.“
  • „Am Ende dieser Geschichte ist Schluss mit Fernsehen.“
  • „Du kannst noch dreimal rutschen oder klettern, dann gehen wir nach Hause.“
  • „Hier ist gleich Feierabend, wir sagen allen Tschüß, bis morgen und singen noch unser Abschiedslied.“

4) Formuliere deine Wünsche positiv

Überlege dir genau, was du willst und finde eine positive Formulierung. Hier sind Beispiele für verschiedene Alltagssituationen:

  • „Ich möchte, dass du im Bus sitzt.“ (statt im Bus herumzurennen)
  • „Vor dem Essen wird noch aufgeräumt.“ (denn hinterher ist es immer schwierig)
  • „Ich lese dir noch etwas vor, wenn deine Zähne geputzt sind.“

5) Biete Alternativen an

Wenn dein Kind etwas nicht tun soll, biete ihm eine Alternative an. Hier sind Beispiele für verschiedene Alltagssituationen:

  • „Hier sollst du nicht springen, mache es lieber dort.“
  • „Mit diesem Gegenstand sollst du nicht werfen, nimm diesen.“
  • „Du kannst auf Papier malen oder etwas Anderes spielen.“ (z. B. wenn die Wand/Tapete nicht bemalt werden soll).

6) Überlege, was deinem Kind wichtig ist

Erster Schritt:
Überlege, welches Bedürfnis bei deinem Kind in eurer Situation gerade wichtig ist – das können ganz unterschiedliche Dinge sein, wie z. B. Bewegungsdrang, Hunger, Müdigkeit, Lust auf’s Erforschen – und was es dafür braucht.

Zweiter Schritt:
Sage deinem Kind, dass Du verstanden hast, was es möchte und wie es deinem Kind geht oder worüber es Ärger/Traurigkeit/Frust empfindet. Das bedeutet nicht unbedingt, dass du tust, was es will. Müde oder kranke Kinder kannst du nicht erziehen, die brauchen Schlaf und Pflege.

7) Mache Vorschläge bei Unruhe oder Kuschelbedürfnis

Wenn dein Kind unruhig oder „hibbelig“ ist, kannst du dein Kind einladen, z. B.

  • ob es kuscheln oder eine „Pizza“-Massage möchte.
  • ob es bei dir sitzen möchte.
  • ob ihr gemeinsam singen oder ein Buch anschauen möchtet.

Vielleicht ist aber auch eine Tobe-Einheit dran wie Luftboxen, Luftballonfußball, auf dicken Kissen springen, sich drehen, zu Musik tanzen o. a. All das geht auch in der Wohnung – oder aber ihr geht raus und tobt auf dem Spielplatz

8) Lass dein Kind wählen – aber mit einem Rahmen

Gib deinem Kind eine Wahl, aber setze den Rahmen selbst. So machst du klar, was du willst und zeigst deine Entschlossenheit. Hier sind Beispiele für verschiedene Alltagssituationen:

  • „Jetzt muss aufgeräumt werden! Sollen wir es zusammen machen oder machst Du es allein?“
  • „Welche Hose möchtest Du anziehen: die grüne oder die rote?“
  • „Willst Du im Bus auf meinen Schoß sitzen oder auf einem eigenen Sitzplatz?“
  • „Gehst Du mit mir an der Hand oder willst Du lieber im Buggy sitzen?“

9) Nutze einen kleinen Wettkampf oder ein Spiel

Wenn dein Kind trödelt, du es aber sehr eilig hast (z.B. ein wichtiger Termin oder eine Verabredung), versuche es mal mit einem kleinen Wettkampf oder einem Spiel. Hier einige Beispiele:

  • „Wir müssen gleich los. Wollen wir mal sehen, wer zuerst angezogen ist?“
  • Benutze eine Sanduhr/Eieruhr oder einen Wecker.
  • Gegenseitiges Anziehen: „Du ziehst mir die Schuhe an, ich ziehe dir die Hose an…“

10) Beobachte, was gut läuft – und behalte dich im Auge

Eltern mit kleinen Kindern kennen das: es gibt auch immer wieder ganz schwere Phasen. Mach Dir bewusst oder überlege am Ende des Tages, wie oft dein Kind kooperativ war. Vielleicht fällt Dir auf, dass es gar nicht so selten war. Tue regelmäßig etwas für dich und deinen Energie-Akku, z. B. ein Frühstück mit Freundinnen, ein Kino-Besuch, ein langer Spaziergang.

Lass es mich wissen, wenn Du noch mehr kreative Ideen hast, ich sage sie weiter: Zum Kontakt

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Ulrike Glingener ist Diplom-Sozialpädagogin und arbeitet seit über 20 Jahren beim SOS-Kinderdorf Bremen. Gemeinsam mit dem Amt für Soziale Dienste (AfSD) bilden sie und ihre Fachkolleginnen die Frühberatungsstelle Süd. Wer Lust hat, kann Ulrike Glingener bei einem der zahlreichen Angebote für Mütter und Väter im SOS-Kinderdorf-Zentrum oder im Quartierszentrum Huckelriede kennen lernen.