Die Krippeneingewöhnung steht an!

Der Innenraum der Frühberatungsstelle Mitte vom DRK Kreisverband Bremen e.V. mit buntem Spielzeug für kleine Kinder.
© DRK Kreisverband Bremen e.V.

Wie aufregend! Ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Nicht nur dass dein Kind einen weiteren Schritt Richtung Selbständigkeit macht, auch du bekommst wieder etwas mehr Raum für dich.

Gedanklich hast du dich vielleicht schon lange mit dem Thema beschäftigt und nun ist es so weit. Wie kannst du dich und dein Kind am besten auf diesen neuen Lebensabschnitt vorbereiten? Annika Christiansen von der Frühberatungsstelle Mitte gibt euch wertvolle Tipps rund um das Thema Krippeneingewöhnung.

Erste Schritte

Beginne ein paar Wochen bevor es losgeht, Bücher über den Krippenalltag mit deinem Kind anzuschauen. So lernt es die Welt der Krippe mit neuen Kindern, neuen Erwachsenen und neuen Räumlichkeiten im Buch schon einmal kennen. Auch dir kann es helfen, die Vorstellung, dein Kind in (noch) fremde Hände zu geben, gedanklich durchzuspielen.

Besorge mit deinem Kind zusammen Dinge, die es für die Krippe braucht. Ob Rucksack, Brotdose oder Gummistiefel, dein Kind wird stolz sein, sich seine Sachen für die Krippe selbst aussuchen zu dürfen. Ist es noch zu klein dafür, nimm es trotzdem mit zum Einkaufen und erzähle ihm, was du für welchen Zweck kaufst. Dein Kind wird deine innere Vorbereitung auf die neue Situation wahrnehmen.

Das Eingewöhnungsgespräch

Das Eingewöhnungsgespräch mit der Krippe steht vor der Tür. Schreib dir zu Hause all deine Fragen an die Erzieher*innen auf. Hab keine Scheu, deine Fragen loszuwerden! Eine gute Vorbereitung verhilft dir zu innerer Sicherheit. Und die benötigst du, um deinem Kind in der Eingewöhnung ein sicherer Anlaufpunkt sein zu können.

Für die Erzieher*innen ist es wichtig, eure Vorerfahrungen zu kennen:

  • Wieviel Kontakt hat euer Kind schon zu anderen Kindern gehabt?
  • Hat bereits Opa, Tante oder bester Freund der Familie auf euer Kind alleine aufgepasst?
  • Gab es bereits eine Eingewöhnung, die nicht geklappt hat?
  • In welchem Entwicklungsstand befindet sich euer Kind derzeit?
  • Welche Rituale kennt dein Kind bereits?
  • Was spielt und isst es gern?

Hier geht es darum, dass die Erzieher*innen sich auf dein Kind einstellen können und so seinen Start bestmöglich gestalten können.

Nimm dich ernst!

Wichtig ist aber auch deine Geschichte! Möchtest du diese persönlichen Informationen den Erzieher*innen nicht mitteilen, wird es trotzdem hilfreich für dich sein, dir über ein paar Dinge bewusst zu werden:

  • Wie fühle ich mich bei dem Gedanken, mein Kind in fremde Hände zu geben?
  • Wie sieht meine Geschichte mit meinem Kind von Schwangerschaft, Geburt bis hin zum jetzigen Zeitpunkt aus?
  • Welche Erfahrungen habe ich mit Abschieden gemacht?
  • Was brauche ich, um eine gute Verabschiedung von meinem Kind zu gestalten?
  • Welche neuen Möglichkeiten bekomme ich durch die Fremdbetreuung meines Kindes?
  • Wie möchte ich diese für mich nutzen?

Nimm dich und deine Gefühle hierbei ernst! Die Krippeneingewöhnung ist nicht nur ein weiterer Schritt für dein Kind in die Selbständigkeit, sondern bedeutet auch für dich zu lernen, dein Kind ein Stück loszulassen. Wenn dies gelingt, wird es eure Beziehung stärken!

Der erste Eingewöhnungstag steht an

Du hast alles mitgebracht, worum die Krippe dich gebeten hat, z.B. das Lieblingskuscheltier deines Kindes, Fotos deiner Familie, Schal mit deinem Geruch o.ä.

Du kennst den Ablaufplan der ersten Woche, da die Erzieher*innen dir diesen im Vorgespräch mitgeteilt haben. So kannst du zwar aufgeregt, aber mit innerer Sicherheit, den ersten Krippentag mit deinem Kind bestreiten. Deine innere Sicherheit überträgt sich auf dein Kind, egal welches Alter es hat!

Es ist eine sehr anstrengende und aufregende Zeit für dich, dein Kind und deine Familie zu Hause! Wichtig für euch ist es, jeden Krippentag mit positiven Gefühlen zu beenden. Geht lieber langsam vor und übereilt nichts! Auch wenn der Arbeitgeber oder die Krippe dir als Mutter oder Vater vielleicht Druck macht. Je positiver und entspannter ihr das Kennenlernen gestaltet, desto lieber wird dein Kind wieder zurück in die Krippe wollen.

Wann ist der beste Zeitpunkt zum ersten Mal für länger zu gehen?

Dein Kind ist schon ohne dich selbständig in andere Räume gekrabbelt oder gelaufen? Es fühlt sich wohl mit den anderen Kindern und seiner/m Bezugsbetreuer*in? Du und die Bezugsperson der Krippe habt ein gutes Gefühl? Probiert es aus!  Wichtig ist, dass ihr deinem Kind in Ruhe erzählt, was ihr vorhabt.

Schleich dich bitte nicht weg, ohne dich zu verabschieden! Durch die Erfahrung die dein Kind macht, unerwartet seine Bezugsperson „verloren“ zu haben, können bei ihm Verlassensängste ausgelöst werden. Erzählt deinem Kind, dass du kurz spazieren/einkaufen o.ä. gehst und gleich wiederkommst.

Auch wenn es dann weint, hat es die Bezugsperson der Krippe, um aufgefangen zu werden. Deshalb ist es wichtig, die Verabschiedungen nicht übereilt anzugehen. Dein Kind benötigt bereits eine Beziehung zu seiner neuen Bezugsperson, um die Situation ohne Elternteil meistern zu können!

Nimm dir Zeit!

„Es läuft aber doch so gut!“ Dein Kind krabbelt oder läuft fidel durch die Räume?! Du könntest gefühlt schon nach dem dritten Tag gehen, ohne dass dein Kind traurig darüber wäre?! Freu dich darüber, dass du so ein offenes und selbstbewusstes Kind hast. Lass es aber trotzdem langsam angehen!

Wenn die Eingewöhnung zu schnell verläuft, kann es sein, dass dein Kind in ein paar Monaten ein anderes Verhalten zeigt. Es kann passieren, dass es deinem Kind jeden Morgen sehr schwer fallen wird, sich von dir zu trennen. Dies ist rückwirkend schwer aufzuholen. Also übereilt nichts!

Was ist wichtig für die Beziehung zwischen dir und den Erzieher*innen?

Du bist Experte bzw. Expertin für dein Kind! Du kennst es am besten. Wenn du z.B. das Gefühl hast, eine Trennung wäre heute nicht gut, dann sprich es an. Umgekehrt ist die Erzieherin die Expertin bzw. der Erzieher der Experte im Eingewöhnen. Hat dies wahrscheinlich schon viele Male gemacht und viele Erfahrungen gesammelt. Tauscht euch regelmäßig aus und bleibt auf dem Laufenden.

Das Fachpersonal kann im stressigen Krippenalltag mal etwas übersehen oder etwas nicht wahrnehmen. Deshalb frag lieber noch einmal nach, wenn du etwas nicht verstanden oder Zweifel am weiteren Vorgehen hast. So könnt ihr beide auf Augenhöhe die Eingewöhnung gestalten und die Erzieherin bzw. der Erzieher kann eine tragfähige Beziehung zu deinem Kind aufbauen. Dies ist sehr wichtig, damit sich dein Kind in der Krippe wohlfühlen und sich positiv entwickeln kann.

Du hast das Gefühl irgendwas läuft nicht rund und würdest dich gern darüber austauschen? Melde dich gern bei einer der Frühberatungsstellen in Bremen. Wir nehmen uns Zeit, um uns in Ruhe eure Situation anzuschauen und zu beraten.


Annika Christiansen ist als Sozialpädagogin in der Frühberatungsstelle Mitte vom DRK Kreisverband Bremen e.V. tätig. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Christine Sellschopp bietet sie Beratung und Unterstützung für Schwangere und Familien mit Säuglingen und Kleinkindern im Alter von 0 bis 3 Jahren an. Zudem betreut sie den offenen Eltern-Kind-Treff, in dem Eltern sich treffen, vernetzten und austauschen können. Die Kinder können andere Kinder kennenlernen und, auf Wunsch, können kleine erste Momente ohne Mama und Papa geschaffen werden.