Nutze dein Dorf! Warum immer alles alleine schaffen wollen?!

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„Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf“, lautet ein altes afrikanisches Sprichwort. Praktischerweise ist Bremen nicht nur ein Dorf, sondern eine ganze Stadt.

Hier mache ich immer wieder die Erfahrung, dass es bei manchen Themen ganz hipp zu sein scheint, sich Rat, Hilfe und Unterstützung zu organisieren, bei anderen Themen hingegen nicht. Doch woran liegt das? Wann wird das Hilfe holen als richtig und selbstverständlich empfunden, wann eher als Versagen gedeutet?

Nehmen wir zwei Beispiele:

Zahngesundheit bei kleinen Kindern: Es gilt als fürsorglich und richtig, wenn sich Eltern darüber aufklären lassen, wie Kinder ihre Milchzähne richtig putzen. Wer hier die Beratung von Zahnarzt oder Hebamme annimmt, wird lobend angeguckt.
Probleme in der Partnerschaft: Schwierigkeiten in der Ehe oder Partnerschaft tragen die wenigsten gerne nach außen. Wer in so einer Situation den fachlichen Rat, z.B. in einer Beratungsstelle sucht, löst häufig erste Zweifel bei sich selbst aus und sucht den Fehler bei sich: „Was stimmt denn bei uns nicht, dass wir Hilfe brauchen?“

An diesen beiden Beispielen zeigt sich, dass Hilfe und Unterstützung unterschiedlich gewertet werden und das in Anspruch nehmen mal als „cool“, mal als „peinlich“ rüberkommt. Nicht selten sage ich mir in bestimmten Situationen „Das schaffe ich alleine“ oder „Ich brauche keine Hilfe“. Hilfe holen und Hilfe annehmen bewerte ich damit negativ, weil ich glaube, dass es bedeutet „Ich funktioniere nicht, bin blöder oder schwächer als andere“.

Unterstützung annehmen ist ein erster Schritt zur Stärke

Dabei ist ein Zusammenleben ohne Hilfe und Unterstützung von Anderen und damit meine ich auch professionelle Hilfe nicht vorstellbar und so viel schwerer! Der Stempel „cool“ oder „peinlich“ sollte uns allen völlig egal sein. Unterstützung annehmen ist ein erster Schritt zur Stärke, egal, worum es geht. Denn Hilfe macht stark! Ich habe durch sie gelernt, dass ich manchmal nur kleine Dinge anders mache und damit große Veränderungen beginnen. Gute Veränderungen, die das Leben und das Zusammenleben verbessern.

Deswegen möchte ich Mut machen, Unterstützung und Hilfe anzunehmen und einfach mal auszuprobieren, was sich dadurch verändert. Dadurch bekommst du vielleicht die Chance, dass Probleme kleiner und leichter werden, Lösungen aufkommen oder der Druck, immer zu funktionieren, weniger wird.

Nutzt eure Dörfer!

Das „ganze Dorf, um ein Kind zu erziehen“ ist deswegen ein so schönes Bespiel, weil es zeigt, dass nur im guten Miteinander unsere eigenen Hindernisse überwunden werden können. Bremen besteht mit seinen vielen Quartieren aus vielfältigen kleinen „Dörfern“. Die Familie, Freunde und Nachbarschaft, aber auch die Häuser der Familie, die Familien- und Mütterzentren, die Erziehungsberatungsstellen und die vielen anderen unterstützenden Stellen vor Ort können nicht nur „ein Kind erziehen“, sondern auch den Alltag von Familien erleichtern und verbessern. Probiert diese Unterstützung aus!

Beim familiennetz bremen könnt ihr eine wegweisende Beratung erhalten, egal ob es um das gesunde Aufwachsen, die familiären Beziehungen, die Herausforderungen im Alltag oder die vielen anderen Lebensanforderungen geht. Auf unserer Website findet ihr Angebote und Veranstaltungen von über 900 Einrichtungen in Bremen, die euer „Dorf“ ausmachen.