Vergessenen Kindern eine Stimme geben

20.02.2024

Wenn Menschen das Wort „Sucht“ hören, denken sie an ganz unterschiedliche Dinge. Alkohol und Drogen spielen oft eine Rolle, manchmal auch Tabletten. Vielleicht denken Sie an gesundheitliche Risiken, an Ausgrenzung oder soziale Konsequenzen. „Sucht“ wird oft assoziiert mit Verwahrlosung, mit Armut und mit Einsamkeit. Begriffe wie „Familie“, „Elternschaft“ oder „Kinder“ spielen meistens keine Rolle.

Zu viele Kinder wachsen mit suchtkrankem Elternteil auf

In Deutschland leben derzeit fast 14 Millionen Kinder. Mindestens jedes fünfte Kind wächst mit einem suchtkranken Elternteil auf. Für die Kinder bedeutet dies meistens ein Leben in Angst und Unsicherheit. Kinder aus suchtbelasteten Familien entwickeln feine Antennen für das Befinden ihrer Eltern. Sie erkennen blitzschnell ob Eltern nüchtern sind, ob die Stimmung gut ist oder kritisch. Kinder suchtkranker Eltern verstehen zwar oft nicht, was ihre Eltern so besonders macht, aber sie verstehen, dass es besser keiner wissen soll.

So werden die Kinder zu nahezu unsichtbaren Manager*innen ihrer schwierigen Lebenssituation. Sie übernehmen Aufgaben im Haushalt, erziehen kleinere Geschwister mit, entschuldigen die Eltern bei Terminen in der Schule und tun auch sonst alles dafür, dass die Sucht verborgen bleibt.

Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien

Mit der COA-Aktionswoche (18.-24.2.2024) werden Kinder aus suchtbelasteten Familien eine Woche lang in den Fokus der Öffentlichkeit und der Medien gerückt, um deutlich zu machen: Mehr als 2,6 Millionen Kinder in Deutschland leiden unter Suchtproblemen ihrer Eltern. Bundesweit organisiert wird die Aktionswoche vom Verein NACOA Deutschland sowie von Vereine, Initiativen, Organisationen, Anlaufpunkte, COA-Hilfsangebote, Selbsthilfegruppen u. v. m. Die COA-Aktionswoche gibt es seit 2011 in Deutschland und in den USA. Außerdem findet sie z.B. regelmäßig auch in Großbritannien, der Schweiz, in Korea oder Slowenien statt.

Verborgen bleibt hierbei vor allem eins: die Not der Kinder. In der Familie werden Hilfen von außen oftmals als Bedrohung wahrgenommen. Eine mögliche Trennung von Eltern und Kindern schwebt als unkalkulierbare Angst über allem. Der Kinderschutzbund Bremen hört zu, was Kinder zu sagen haben.

Und das ist nicht alles. Im Rahmen von Fortbildungen und Fachberatungen schult der Kinderschutzbund Fachkräfte darin, Kinder zu sehen, das System „Sucht“ zu verstehen und somit sensibel auf die Kinder zugehen zu können. In Kooperation mit Suchtberatungsstellen werden außerdem Eltern mit einer Suchterkrankung darin unterstützt, die Bedürfnisse ihrer Kinder wahrzunehmen und ihre Sucht zu überwinden.

Von Gewalt belastete Kinder, Jugendliche und Familien können sich an die Beratungsstelle des Kinderschutzbundes wenden: Im Kinderschutz-Zentrum hören die fachlich geschulten Mitarbeitenden zu, beraten und unterstützen Kinder und Jugendliche in schwierigen Situationen. Ob bei Problemen mit Eltern oder Freunden, mangelndem Selbstvertrauen, Liebeskummer, Mobbing, aber auch Suizidgedanken, selbstverletzendem Verhalten oder Gewalterfahrung –alle Sorgen werden ernst genommen. Auch Fachkräfte und Eltern können sich bei Sorgen um ein Kind an das Kinderschutz-Zentrum wenden.

Weitere Informationen zu den Angeboten des Kinderschutzbundes Bremen und Kontaktmöglichkeiten

Quelle: Der Kinderschutzbund Landesverband Bremen e.V., 19.02.2024