700 Fachkräfte fehlen in Bremen für die Ganztagsförderung an Grundschulen bis 2030

05.07.2022

700 Fachkräfte fehlen in Bremen für die Ganztagsförderung aller Grundschulkinder bis 2030

Aktuelle Berechnungen zeigen, dass bis 2030 in Bremen 700 Fachkräfte fehlen, um jedem Kind einen Platz in der Ganztagsbetreuung bieten zu können. Das geht aus dem „Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule 2022“ der Bertelsmann Stiftung hervor.

Die Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsförderung für alle Kinder im Grundschulalter erfordert deutlich mehr Fachkräfte, als bis 2030 zur Verfügung stehen. In Bremen besteht zwischen dem prognostizierten Bedarf und dem voraussichtlichen Angebot an Fachkräften eine Lücke von 700 Personen, wenn bis Ende des Jahrzehnts für jedes Kind ein Platz mit einer Förderung von 40 Wochenstunden vorhanden sein soll. Das zeigt der neue „Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule 2022“ der Bertelsmann Stiftung.

Zum Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule 2022 der Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)

In Bremen nutzen 58 Prozent der Grundschulkinder ein Ganztagsangebot. Dies liegt deutlich über der durchschnittlichen Teilhabequote in den westdeutschen Bundesländern von 47 Prozent. Zudem besuchen in Bremen 5 Prozent der Kinder ein Übermittagsangebot, das bis ca. 14:30 Uhr zur Verfügung steht. Im westdeutschen Durchschnitt sind es 18 Prozent.

Bremen muss sich auf den Platzausbau konzentrieren

Diese Teilhabequoten liegen deutlich unter dem Schnitt der ostdeutschen Bundesländer von 86 Prozent. Würde Bremen bis 2030 zunächst den ostdeutschen Stand mit einer wöchentlichen Betreuungszeit von 40 Stunden erreichen, fehlen selbst dann statt 700 noch 500 Fachkräfte. Das sind fast doppelt so viele Personen wie die 300 Fachkräfte, die laut Prognose bis 2030 als neue Mitarbeiter:innen hinzukommen werden.

Die im „Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule 2022“ beschriebenen Szenarien stellen verschiedene Handlungsoptionen für die Politik dar. Allerdings sind die Informationen über die Angebote der ganztägigen Förderung in schulischer Verantwortung bundesweit sehr lückenhaft.

Auch in Bremen wird dadurch eine differenzierte Bestandsaufnahme der Rahmenbedingungen sowie der Nutzung durch die Kinder erschwert. Für Kathrin Bock-Famulla, Expertin für frühkindliche Bildung der Bertelsmann Stiftung, steht fest: „Bremen kann die Umsetzung des Rechtsanspruchs nicht für alle Kinder bis 2030 stemmen, denn der Fachkräftebedarf ist bis dahin kaum zu decken.“

Bremen braucht sofort eine langfristige Fachkräfteoffensive

Hinzu kommt, dass das Land bis 2030 zusätzlich einen Bedarf von bis zu 2.000 Fachkräften für die Kitas hat. Dies zeigte der „Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule“ aus dem August 2021. „Genügend und gut qualifiziertes pädagogisches Personal ist aber erforderlich, damit der Rechtsanspruch auf ganztägige Förderung jedem Grundschulkind die besten Bildungschancen ermöglicht. Bremen muss gemeinsam mit allen Verantwortlichen sofort eine langfristige Fachkräfteoffensive auf den Weg bringen, damit ein ausreichendes Personalangebot verfügbar ist“, betont Bock-Famulla.

Zusatzinformationen
Für den „Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule 2022“ wurden Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder aus der Kinder- und Jugendhilfe-Statistik (Stichtag 1. März 2021), der Kultusministerkonferenz, der KiBS Studie aus 2020 und weiteren amtlichen Statistiken genutzt. Die Berechnungen führte Economix Research & Consulting durch. Die Publikation ist hier zu finden.

Der Rechtsanspruch auf ganztägige Förderung für Grundschulkinder ist im Ganztagsförderungsgesetz (GaFöG) von Oktober 2021 geregelt und umfasst 40 Wochenstunden inklusive Unterricht. Er gilt für Kinder von der 1. bis zur 4. Schulklasse und wird gestaffelt nach der Klassenstufe eingeführt. Ab dem Schuljahr 2026/2027 greift er bei Schüler:innen der 1. Klasse, ab 2029/2030 bei allen Grundschulklassen.

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Quelle: Bertelsmann Stiftung, Pressemitteilung, Gütersloh, 05.07.2022